Lean
Malin Wejwer
[growing up]
ich
packe meinen koffer
ich
nehme mit den geruch des waldes und die gänsehaut
nach
dem barfußlauf durch den kleinen bach hinterm haus
und
das quietschen der markise unserer nachbarn
ich
nehme mit den alten teddy und das lexikon
den
geruch nach apfelkuchen in der küche
und
den deutschrap aus dem zimmer meines bruders
zu
jeder tages- und nachtzeit
ich
nehme mit das bild der alten frau aus der bücherei
und
den geruch des alten teppichs
und
diesen einen fleck an der wand im treppenhaus
ich
nehme mit die schwüle luft und die stille
kurz
bevor sich das gewitter entlädt
und
die abenteuer auf dem spielplatz
und
das toben auf der wiese, bevor die eltern einsammeln
zum
abendessen
ich
nehme mit das wackeln auf meinem schreibtischstuhl
und
die hässliche fassade des hauses gegenüber
und
die pollen von dem einen baum, dessen namen ich nicht weiß
aber
sie kleben immer gelb auf den autos
wenn
es geregnet hat
ich
nehme mit die kälte im keller und die feuchte wärme unterm dach
den
abgewetzten lauf des treppengeländers unter meiner hand
und
die erinnerung an das planschbecken auf dem balkon
ich
nehme mit die traurigkeit und die freude,
die
einsamkeit und die freundschaft, das auseinanderfallen
und
das zusammenhalten und den mut und die hoffnung
und
die entdeckerfreude
und
dann schließe ich den koffer,
schließe
die tür und gehe die stufen stufen stufen
mit
tränen in den augen und einem lächeln im gesicht
zu
neuen ufern
zu
neuen ufern. und es ist okay.